GHG meets Palermo


Reisetagebuch der SV-Fahrt

Die Erlebnisse unserer diesjährigen SV-Fahrt in Worte zu fassen ist gar nicht so leicht. Özge hat dies mithilfe eines Reisetagebuchs für uns versucht und wir hoffen, ihr bekommt dadurch einen kleinen Eindruck von unserer Reise:

GHG meets Palermo

Tag 1: Gefühle: aufgeregt, gespannt! Am ersten Tag waren wir wie Fremde, wir haben uns untereinander nicht so gut gekannt. Unter uns gab es viele kleinere Gruppen, meist aus einem Jahrgang, da zumindest wir uns kannten. Uns einte vor allem eines: Wir alle waren aufgeregt, was auf uns zukommt.

Als wir dann am Flughafen von Palermo ankamen, war die Stimmung schon viel schöner, man hat sich auch mit anderen unterhalten, die man eigentlich gar nicht kannte. Mit dem Bus ging’s weiter: Manche haben Musik gehört und  sich so amüsiert und manche haben sich einfach nur unterhalten. Dann kamen wir endlich in der Stadt und am Hotel an und gingen als erstes alle gemeinsam etwas essen, natürlich traditionell italienisch: Wir wollten alle eine Pizza probieren. Es herrschte eine tolle Stimmung. Direkt im Anschluss gingen wir aber zurück ins Hotel – wir hatten schließlich schon die erste Besprechung am nächsten Morgen.

GHG meets Leoluca Orlando

Tag 2: Nach einem guten Frühstück trafen wir uns alle im Besprechungsraum und unsere SV-Lehrer stellten uns den Plan für die nächsten Tage vor. Wir konnten es kaum glauben: Ganz kurzfristig noch eine Stunde vor unserem Abflug hatten wir eine Einladung durch den Bürgermeister Palermos – Leoluca Orlando – erhalten, er wollte uns unbedingt kennenlernen. Wir machten uns also schnell fertig und gingen das erste Mal zu Fuß in die wunderschöne Altstadt. Bevor wir zum Bürgermeister gingen, hatte er für uns noch eine Führung im berühmten „Teatro Massimo“ – dem wunderschönen Theater- und Opernhaus Palermos organisiert. Erst später erfuhren wir, dass dieses Haus erst durch die Bemühungen Leoluca Orlandos wieder eröffnete, nachdem es durch korrupte und mafiöse Baupolitik für Jahre geschlossen und heruntergekommen war. Doch nicht nur das Gebäude begeisterte uns: Wir durften an einer Probe des Orchesters von der großen Loge aus zuhören – es war geradezu königlich und faszinierend. Es hat uns allen wirklich sehr gefallen. Die Atmosphäre unter uns war danach auch ganz anders.

Dann war es so weit: Schon das Gebäude, in das uns der Bürgermeister Orlando eingeladen hatte, machte einen prächtigen Eindruck. Trotz starker Security, die uns nicht überprüfte, wurden wir sehr freundlich empfangen und direkt in die Räume im oberen Stockwerk gebracht. Das wirkte auf uns sehr vertrauensvoll und voller Respekt uns gegenüber. Dort führte uns ein Mitarbeiter sofort herum und erzählte interessante Dinge über das Gebäude, die Ausstellungsstücke und vieles mehr. Während wir auf den Empfang durch den Bürgermeister warteten, konnten wir viele verschiedene Kulturen und Religionen wiederfinden – zum Beispiel einen Koran, der dort auslag, gleich neben katholischen Reliquien. An der Decke gab es viele schöne Zeichnungen mit unterschiedlichen Darstellungen. Alles war sehr beeindruckend.

Doch der Teil, der uns alle besonders ins Herz traf, sollte noch folgen: Das Gespräch mit Leoluca Orlando. Er lud uns alle in sein offizielles Zimmer zum Empfang ein und erzählte uns so einiges über sein Leben. Dabei hatten wir den großen Vorteil, dass er selbst Germanistik studiert hatte und fließend Deutsch sprechen konnte, sodass wir ihn sehr gut verstanden. Wir bekamen einen Einblick in sein Leben, er kam sehr offen, humorvoll und sympathisch rüber – als würde man ihn schon lange kennen. Mit seiner Rede öffnete er uns die Augen. Was uns zum Beispiel sehr überraschte, war seine Einstellung zu Menschen: Er hat ein sehr tolerantes Menschenbild. Das erkennt man zum Beispiel daran, dass er sehr viele Geflüchtete in die Stadt Palermo aufgenommen hat und auch davon spricht, dass es keine Flüchtlinge in Palermo gibt, sondern nur Palermoritaner. Man merkte sofort, dass der Rassismus, so wie wir es manchmal erleben/mitbekommen, hier nicht vorhanden war. Im Anschluss an ein sehr ausgiebiges Gespräch, das eigentlich nicht einmal einer Frage von uns bedurfte, waren wir sehr gerührt. Und obwohl wir schon einige Zeit mit ihm verbracht hatten, ließ Orlando es sich nicht nehmen, uns noch einmal durch sein Gebäude zu führen und uns wichtige Plätze und Kunstwerke zu zeigen – zum Beispiel einen riesigen und kunstvoll gestalteten, antiken Koran. Wir bedankten uns sehr für seine Gastfreundschaft und die Zeit, die er uns an diesem Tag schenkte. Das Gespräch und er als Person sollten noch lange Thema bei uns bleiben.

Im Anschluss daran besuchten wir ein Kulturen-Café, das insbesondere von Menschen verschiedenster Herkunft geführt wird und dessen Erlös den Rettungsboten zu Gute kommt. Da saßen wir gemeinsam, die Stimmung unter uns war sehr angenehm, wir verstanden uns schon sehr gut. Danach gingen wir mit Freunden in die Stadt und uns fiel wieder auf, wie ungefährlich die Straßen Palermos eigentlich sind. Außerdem merkte man, dass die „Flüchtlinge“ enorm angepasst und integriert waren, da sie inmitten der kulturellen Vielfalt Palermos überhaupt nicht auffielen. Wir haben uns auch direkt sehr wohl gefühlt. Am Abend sind wir noch etwas essen gegangen, haben Musik gehört, getanzt, gelacht – also wirklich ziemlich Spaß gehabt.

GHG meets Centro Astalli

Tag 3:

Am dritten Tag trafen wir uns zunächst wieder im Besprechungszimmer. Zum einen wollten wir Revue passieren lassen, welche Eindrücke wir vom vorherigen Tag hatten, zum anderen wollten wir unbedingt unsere nächsten Projekte planen und gemeinsam überlegen, wie wir die Zeit in Palermo dafür besonders gut nutzen konnten. Nach einem Brainstorming zogen wir dann direkt los zum Heim für geflüchtete Menschen, dem Centro Astalli. Wie im letzten Jahr hatten wir mit der SV Geld gesammelt. Wir hatten an einem Lehrerkonferenz-Tag ein Buffet angeboten. Alle aus der SV hatten hierzu etwas mitgebracht, sodass wir mithilfe der Lehrer und einigen weiteren Spenden die Summe von 300€ erreichen konnten. Es war ein schöner Moment, das Geld dann vor Ort zu überreichen und einen kleinen Beitrag zum Wohle der Menschen vor Ort zu leisten.

Daraufhin machten wir uns schließlich auf den Weg zum botanischen Garten. Nach der wunderschönen Architektur der Stadt beeindruckte uns Palermo mit schönen Bäumen, Palmen und Pflanzen. Unser Geheimtipp: Eine Kugel Pistazieneis und der Besuch hier wirkt auf alle Sinne!

Anschließend gingen wir gemeinsam ans Meer. Dort hatten wir einen schönen Ausblick auf das Wasser und die tollen Berge Palermos. Die Stimmung war wunderbar, wir haben zusammen getanzt und es sind sogar Leute stehen geblieben, um uns mit Freude zu beobachten. Die Atmosphäre unter uns war einfach wunderbar – wir waren zu einer richtigen Gruppe zusammengewachsen, die so viele schöne Erfahrungen miteinander teilte. Obwohl wir Schüler aus den Jahrgangsstufen 7 bis 12 waren, spielte das Alter keine Rolle mehr und wir verstanden uns einfach sehr gut.

Tag 4: Leider musste es so kommen – der letzte Tag brach an. Hie gingen wir noch kurz in die Stadt und deckten uns mit allerlei Essen und Getränken für die Rückreise ein. In der Stadt trafen wir Marcel, er ist ein Obdachloser in Palermo. Er sprach uns an und erzählte, dass er in Aachen geboren und in Düren aufgewachsen ist. Außerdem erzählte er uns, wie er nach Italien gekommen ist. Diese Erfahrung war nur ein weiteres Beispiel für die Offenheit und Vielfalt der Menschen in ganz Palermo, die einfach besonders beeindruckend für uns war, sodass wir sehr traurig waren, als wir schließlich im Bus auf dem Weg zum Flughafen saßen.