Bergbau im Unterricht


Bergbau bietet eine spannende Zeitreise

image2.jpgAuch Bastelbögen finden sich in einer der vier Arbeitsmappen. Bloß ein paar Schnitte und zwei, drei Kleckse Kleber – fertig ist das Bergmannshäuschen. „Wenn eine ganze Klasse loslegt, ensteht im Nu eine komplette Zechensiedlung“, sagt Dr. Georg Kehren. Als Vorsitzendem des Bergbaumuseumsvereins in Alsdorf würde ihm das sehr gefallen. Als Lehrer gefiele es ihm auch. Denn in beiden Funktionen hat er erfahren: Von der Bergbauvergangenheit der Region hat die Jugend von heute so gut wie keine Ahnung mehr.

Vor kurzem hat der 50-Jährige auf dem zweiten Bildungsweg sein Staatsexamen gemacht. Dabei hat er den Grundstein für seine Arbeitsmappen gelegt, die er nun seinen neuen Kollegen empfehlen wird. Denn nicht bloß die Schüler wüssten wenig über den Kohleabbau in der Region. „Die Lehrer haben da auch große Lücken. Viele sind ja erst nach dem Studium in die Region gekommen, denen kann man keinen Vorwurf machen. Aber die können diesen Unterrichtsstoff schwerlich vermitteln – weil sie ihn überhaupt nicht kennen.“ Dem will er abhelfen – und so wurde aus einer Examensarbeit mit dem eher sperrigen Titel „Implementierung des Bergbaus ins Kerncurriculum der Gustav-Heinemann-Gesamtschule“ eine Box, mit der sich ganz praktisch hantieren lässt.

image.jpgWas er für die Uni theoretisch dargelegt hat, hat Kehren auf Arbeitsblätter und in Mappen gepackt, mit denen Schüler selbstständig arbeiten und aus denen Lehrer komplette Unterrichtsreihen ableiten können. So etwas hatte er zuvor gesucht, aber nicht gefunden. „Es gibt zahllose Chroniken, Bildbände und technische Abhandlungen zum Bergbau, aber nur wenig Unterrichtsmaterial.

Das hat er nun zur Hand. Vier Themenbereiche gibt es, je einen pro Mappe: „Arbeitswelt unter Tage“, „Bergmannssiedlungen“, „Wohnen und Leben“ und „Gefahren Unter Tage“.

Das Leben in der Siedlung

Neben Bastelbögen gibt es viele historische Fotos, Quizaufgaben, und Wegweiser zu so genannten außerschulischen Lernorten. Kehren: „Die Klassen können auch mal rausgehen und sich alte Bergmanssiedlungen wie Alsdorf-Busch ansehen.“ Die Ringordner hat er mit kopierten Seiten – meist für ganze Klassenstärken – und Folien für den Overhead-Projektor gefüllt.

Da können Kinder die Umrisse von Alsdorfer Stadtteilen ausschneiden und auf einer Karte an der richtigen Stelle neben dem Zentrum platzieren, oder sie erfahren anhand von Grundrissen, auf welch beengtem Platz vor gar nicht allzu langer Zeit die Großfamilien der Bergarbeiter gelebt haben.

Vertiefende Lektüre

Die Kiste, in der neben den Arbeitsmappen auch die bislang veröffentlichten Bücher des Bergbaumuseumsvereins zur vertiefenden Lektüre Platz finden, soll nicht der Alsdorfer Gesamtschule vorbehalten bleiben. Sie soll auf Reisen gehen: in die Grundschulen und weiterführenden Schulen, gerne auch über die Stadtgrenzen hinaus. „Schließlich hat der Bergbau die gesamte Aachener Region geprägt.

Die Grube Carl-Alex in Baesweiler, Grube Adolf in Merkstein, Grube Gouley in Würselen – etliche Dinge in den Arbeitsmappen lassen sich mühelos auf die Nachbarkommunen übertragen. Ohnehin sei Kehren ganz offen, was den Inhalt betreffe. „Wenn Kollegen Anregungen und Ideen haben, kann man sicher noch viel mehr reinpacken“, sagt er. Und sollte die Nachfrage groß sein, sei auch die Produktion weiterer Kisten – sofern sich Sponsoren finden – nicht ausgeschlossen.

An der eigenen Schule war Kehren übrigens erfolgreich, was seine Bildungsoffensive in Sachen Bergbau als Unterrichtsinhalt betrifft: Das Thema taucht jetzt verpflichtend im Lehrplan für die achte Jahrgangsstufe auf. Das passende Material dafür hat er ja schon geliefert.

 

Entnommen aus Aachener Nachrichten vom 22.03.2013