lachhafter Evakuierungsplan


Maroder Meiler soll vom Netz bleibenthiange1

Die geplante Wiederinbetriebnahme des belgischen Reaktors Tihange am 15. Dezember besorgt einige Schüler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (GHG). Sie haben ein Gruppe gegründet – und wollen dafür eintreten, dass Tihange nicht ans Netz geht.


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Die neun Schüler des Abiturjahr gang haben es sich in den vergangenen vier Wochen zur Aufgabe gemacht, insbesondere Schüler der Region über das Gefahrenpotenzial des altersschwachen Meilers aufzuklären. Thomas Emundts, Gründer und Initiator der Gruppe, sagt: „Wir treten nicht gegen die Atomkraft im Allgemeinen an. Vielmehr geht es uns darum, lokale Gefahrenherde wie Tihange ins Bewusstsein der Jugend zu rufen und für eine Bekämpfung dieser Gefahr durch unsichere Reaktoren einzutreten.“ Mit Unterstützung ihrer beiden Lehrer Katrin Placzek und Thomas Kolvenbach haben die Schüler ein vielseitiges und zum Nachdenken anregendes Programm für ihren Stand zusammengestellt, mit dem sie heute beim Tag der offenen Tür in
ihrer Schule vertreten sind. Von 12 bis 15 Uhr sind Besucher willkommen – und die dürfen sich gern auch am Infostand der Gruppe eindecken. Selbstgestaltete Flyer werden unter anderem verteilt. Zudem wurde eine raffinierte Plakatwand ausgearbeitet, welche in beklemmender Weise dem Besucher verdeutlicht, wie sehr die Region im Falle eines Unfalls in Tihange kontaminiert werden würde. Der „Evakuierungsplan“ für die Städteregion im Falle der Nuklearkatastrophe kann ebenfalls besichtigt werden. „Unter Berücksichtigung des anzunehmenden Ausmaßes eines GAU in Tihange ist der Aachener Evakuierungsplan nahezu lachhaft. Jodtabletten schlucken und im Haus verbarrikadieren – das ist alles!“, sagt Gruppenmitglied Kora Matuszak.lächend strahlen
Die Idee zu diesem Projekt kam Thomas Emundts bei einer Unterrichtsdebatte. Im Deutschunterricht hatte Lehrer Thomas Kolvenbach mit seinen Schülern das Thema Tihange behandelt. Thomas Emundts rief daraufhin mit engen Freunden das Projekt ins Leben und arbeitet seither voller Elan an der Ausführung. „Wir haben ganz schlicht mit einer WhatsappGruppe angefangen, in der wir uns untereinander über das Thema austauschen konnten. Danach hat Kora eine Facebook Seite („Schüler gegen Tihange”) gestartet, welche immerhin schon über 200 „Likes“ aufweisen kann.“ Beachtliche Erfolge erzielete das Projekt in Bezug auf prominente Unterstützer. So hat der offizelle Facebook-Auftritt von Greenpeace bereits das Schülerprojekt auf der eigenen Seite verlinkt. Ferner wurden insgesamt 30 weitere Schulen angeschrieben, um für Kooperationspartner zu werben. Hier fällt das Ergebnis noch ernüchternd aus, lediglich vier haben bisher geantwortet. Gefreut hat sich die Schülergruppe vor allem über die Resonanz aus den eigenen Reihen. Eine eigens erstellte Umfrage zum Thema unter den Mitschülern fand vor allem in der Oberstufe der GHG großes Interesse. Auch in der Mittel- und Unterstufe, in welcher das Thema aufgrund des Alters noch weniger verbreitet ist, konnten immerhin zehn Prozent der Schüler zum Mitmachen animiert werden.

Entnommen aus Aachener Nachrichten vom 5.12.2015