Schultheatertage


Mobbing, Rassismus und auch Banales

Schüler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Alsdorf begeistern mit dem Theaterstück „Weg(e)“ bei den Schultheatertagen der Städteregion Aachen.

„Weg(e) gehen bedeutet: weggehen und ankommen, einen Ort verlassen und neue Orte ken­nenlernen, Wege oft und immer wieder gehen. Wege verlassen“, er­klärt Sibel Yilanci, die gemeinsam mit Hilke Buck ein ambitioniertes Theaterprojekt mit Schülern der Gustav-Heinemann-Gesamt­schule in Alsdorf auf die Beine ge­stellt hatte. Im Rahmen der Schul­theatertage der Städteregion Aachen führten die jungen Schau­spieler jetzt das 70-minütige Stück „Weg(e)“ im Energeticon Alsdorf auf. Das Stück basiert auf Inter­views, die mit ehemaligen Gast­arbeitern und mit Flüchtlingen ge­macht wurden. Die Schüler des Li­teraturkurses der 12. Jahrgangs­stufe haben Erzählungen nachge­spielt, die sie besonders interessant fanden. Der Kurs hat den Text eigenständig verfasst, und das Bühnenbild wurde mit Hilfe des Kurses „Darstellen und Gestalten“ hergestellt.

Es geht darum, was die Men­schen nach Alsdorf geführt hat — zum Beispiel die Kohle. Nun ist diese weg, die Menschen aber sind geblieben und eröffnen sich neue Wege. Mehr als 15 verschiedene Nationalitäten wurden interviewt. Aus den Protokollen der Gespräche entstand eine ehrliche Theatercol­lage: Einblicke in die Vergangen­heit, in verwirrende Gegenwart, in eine Zukunft.

Es geht auch um die Situation am Flughafen, zum Beispiel da­rum, nicht durch die Passkontrolle zu kommen; um Familien, die ge­trennt werden; um Paare, die sich aufgrund von Gefahr trennen müssen. Es wird eine Mobbing­szene in der Schule nachgespielt, die eine Gastarbeiterin bei ihrer Ankunft in Deutschland erleben musste. Eine weitere Rolle spielen Rassisten, die Flüchtlingshäuser mit rassistischen Bemerkungen be­sprühen und einen Flüchtling zu Tode schlagen.

Streit um eine Toilette

Es werden jedoch auch unterhalt­same, witzige Szenen gespielt, zum Beispiel mit Flüchtlingen, die sich um eine Toilette streiten und eine Amtsszene, in der ein Gastarbeiter wegen banalen Dingen von Büro zu Büro geschickt wird. Die einzel­nen Szenen werden im Rückblick präsentiert und jede wird von zwei Schülern eingeführt. Das Stück „Weg(e)“ endet mit Worten, die die Zuschauer zum Nachdenken anregen sollen.

Neben der Aufführung im Ener­geticon gab es eine weitere, sehr er­folgreiche Aufführung in der Schule. Diese Darbietung wurde in einen Benefiztag für Afrika einge­bunden. Es wurde afrikanisches Es­sen angeboten, das von Schülern gekocht wurde. Es gab eine Ausstel­lung mit afrikanischem Schmuck, den die Schüler gebastelt hatten. So kam eine ansehnliche Spende für Afrika zusammen.

Entnommen aus Aachener Nachrichten vom 14.07.2016