Talentscouts für Bildungschancen


Jungen Menschen gleiche Bildungschancen bietenTalente

Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule Alsdorf kooperiert mit RWTH und FH im Rahmen des Talentscouting.

Als erste Schule in Alsdorf   erhält   die Gustav-Heinemann-Gesamtschule im Rahmen des Talentscoutings mit RWTH und FH Aachen die Plakette  „Schule  im  NRW Talentscouting“.  Seit Beginn des Schuljahres berät und begleitet Daniela Möller dort talentierte Schüler, die aus „bildungssystemfernen“ Familien stammen.

talentscouting

Schulleiter Martin May unterzeichnet mit den Projektkoordinatoren Vera Richert (FH Aachen) und Yusuf Bayazit (RWTH Aachen) die Kooperationsvereinbarung. Fotos: Myriam Weber

Viele Schüler werden in einem Haushalt groß, in dem Eltern kein Abitur oder Studium absolviert haben. Ihnen möchten wir diese Bildungssysteme durch niedrigschwellige Angebote näher bringen. Wir Talentscouts fungieren als Wegbegleiter und Vorbilder. Der Weg ins Unbekannte ist oftmals schwer. Diese Hemmschwelle möchten wir den Schülern nehmen“, erklärt Daniela Möller.

Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung studieren 77 % der Kinder aus Familien mit akademischer Erfahrung, während es sich bei Kindern aus Familien ohne akademische Erfahrung genau anders herum verhält, 77 % der Kinder studieren nicht. Bildungs- und Chancengerechtigkeit von Kindern aus Familien ohne akademische Erfahrung in der Region Aachen (Städteregion Aachen, Düren, Heinsberg und Euskirchen) zu fördern, ist daher ein gemeinsames Ziel der RWTH Aachen University und der FH Aachen. Talentscouting ist ein Förderprogramm des Landesministeriums für Kultur und Wissenschaft in Kooperation mit der Westfälischen Hochschule. Die Projektpartner kooperieren mit Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien, um begabte Schüler auf ihrem beruflichen Werdegang individuell zu unterstützen. Den Schülern sollen Wegen aufgezeigt werden und Kontakte vermittelt werden.

Stolz präsentieren Schulleiter Martin May und am Programm beteiligte Schülerinnen der Gustav-Heinemann-Gesamtschule die offizielle Plakette.

Wir greifen dabei auf unser berufliches und privates Netzwerk zurück“, betont Daniela Möller. Zunächst soll der Talentscout aber dabei behilflich sein, persönliche Stärken zu erkennen und Entscheidungshilfen zu geben. Von der Wahl der Leistungskurse über die Berufswahl bis  zum  Thema  Zukunftsängste können die Schüler mit ihrem Talentscout alles besprechen, was ihnen auf der Seele liegt. Er berät und begleitet sie langfristig im Übergang von der Oberstufe bis zum Studien- oder Berufseinstieg.

Daniela Möller ist eine von insgesamt sechs Talentscouts in der Region. Einmal monatlich besucht sie die Gustav-Heinemann-Gesamtschule, um mit den Schülern zu sprechen und ihnen Mut zu machen, interessante Angebote wahrzunehmen, zum Beispiel spezielle Workshops oder Studienorientierungstage der Hochschulen. Auch darüber hinaus ist sie für die Schüler gerne erreichbar. An der Gustav-Heineman-Gesamtschule machen derzeit 21 Schüler mit. Die 18-jährige Merve Kir gewinnt dem Programm viel Positives ab. „Meine Stärken und Schwächen sind mir viel bewusster geworden“, findet sie. „Ich hatte immer Interesse daran, Soziale Arbeit zu studieren und hatte dann die Möglichkeit, die Katholische Hochschule in Aachen zu besuchen. Ich habe gemerkt, dass es doch nichts für mich ist und jetzt überlege ich, welche Fächer ich auf Lehramt studieren möchte“, berichtet die 18-jährige Dilara Özsoy von ihren Erfahrungen. Ähnlich erging es der 18-jährigen Jessica Cwielong, die nach einem Vortrag über Forensik dieses Berufsfeld für sich ausschließen kann.

Ich finde es toll, dass die Schüler so offen sind. Es kristallisiert sich schnell heraus, in welche berufliche Richtung es gehen soll – oder auch nicht. Die Beratung ist ergebnisoffen“, betont Daniela Möller. Ob sich die Schüler schließlich für eine  Ausbildung  oder  ein Studium             entscheiden, spielt keine Rolle. Im Vordergrund steht vielmehr, ihnen Chancen und Wege aufzuzeigen und sie in ihren Plänen zu ermutigen. Aktuell beteiligen sich 20 Schulen in der gesamten Region und 14 NRW-Hochschulen an dem Talentscouting-Programm. Die Finanzierung des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft mit 6,4 Millionen Euro ist bis Ende 2020 gesichert.

 

Entnommen aus super sonntag vom 28.1.2018