Leuchtende Vorbilder


Engagierte Schüler gegen das Vergessen
Angela Krumpen liest in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule aus ihrem Buch „Spiel mir das Lied vom Leben

„In Zeiten, in denen der Antisemitismus – nicht nur in Deutschland – in den Nachrichten wieder zum Thema wird und rechtsextremes Gedankengut versucht, sich in das politische und gesellschaftliche Geschehen einzuschleichen, da darf man nicht mehr schweigen“, so der Tenor des Q2-Religonskurses an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Alsdorf. Neun junge Menschen organisierten eine Lesung mit der Autorin, Journalistin und Moderatorin Angela Krumpen, die ihr Buch „Spiel mir das Lied vom Leben“, untermalt mit Videosequenzen und Fotos einem breiten Publikum in der Schulmensa vorstellte.
In ihrem Werk geht es um die Geschichte einer Freundschaft zwischen der damals elfjährigen Judith Stapf und dem Holocaust-Überlebenden Jerzy Gross. Keine Fiktion, sondern ein emotional berührendes Zeugnis deutscher Historie, verbunden mit der Gegenwart eines interessierten jungen Menschen.
Über die Musik kommen sie zusammen. Die talentierte Geigerin Judith, die eigentlich noch ein Kind ist, erfährt über den passionierten Violinisten Gross, der als Junge auf Schindlers Liste stand, das Schicksal eines Halbjuden im polnischen Ghetto und späteren Insassen im Konzentrationslager.


vordere Reihe von links: Schulleiter Martin May, Religionslehrerin Annika Franzke, Autorin Angela Krumpen und Gregor Gross, Sohn von Jerzy Gross.
Dahinter der Q2 Relgionskurs: Lucas Esser, Carmen Llera-Brandt, Minela Tukulic, Tabea Joana Grzegorzitza, Adelina Agic, Niklas Milewicz, Richard Braun und Nicole Appel.

Verfasser und Fotograf: Frank Hansen

Angela Krumpen begleitete jahrelang die Begegnungen zwischen den beiden Hauptpersonen ihres Buches. Es ist auch ihr Anliegen, die Geschichte, das Erlebte, das Erlittene Jerzy Gross‘, der 2014 verstarb,  zu bewahren. Gross lebte zuletzt in Köln und musste sich wegen Drohungen aus der Neo-Naziszene das Pseudonym Michael Emge zulegen.
Aus diesem Grund präsentiert die Autorin  besagtes Buch immer wieder gerne, insbesondere jungen Menschen, bei Lesungen und Diskussionsveranstaltungen.  Ihr Engagement will sie als „Lawinenwarnung“ gegenüber menschenverachtenden, antisemitischen, fremdenfeindlichen Einstellungen verstanden wissen. „Schnell kann da was in Rollen kommen, was wir rechtzeitig aufhalten müssen“, so Krumpen.

Für die Schülerinnen und Schüler der Alsdorfer Gesamtschule war es ein persönliches Anliegen, auf die bewegende Geschichte von Jerzy Gross und Judith Stapf aufmerksam zu machen. Nicht nur Angela Krumpen war wegen des Engagements des Oberstufenkurses beeindruckt und nennt die engagierte Schülerschaft „leuchtende Vorbilder“. Auch die  Religionslehrerin an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, Annika Franzke, erwähnte lobend in ihrer Ansprache, dass man „einen Kurs wie diesen, nicht zweimal bekommt“.

Unter den Besuchern der Veranstaltung waren auch Benno Groten, Leiter des Katechetischen Instituts Aachen sowie Alsdorfs Stadträtin Sandra Niedermaier. Ganz besonders erfreut war man aber über die Anwesenheit von Jerzy Gross‘ Sohn Gregor,  der mit seiner Gattin Edi extra aus Köln zur Lesung nach Alsdorf anreiste.
Damit auch weiterhin nach Jerzy Gross‘ Tod Jugendliche von der Geschichte von Jerzy und Judith hören können, wurden an diesem Abend Spenden gesammelt. „Vergesst mich nicht. Erzählt meine Geschichte weiter. Aber habt Spaß, macht Pizzaparty.“ Das waren einige der letzten Worte, die er Judith vor seinem Sterben als Vermächtnis hinterlassen hatte.
Und in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule gab es dann nach der Lesung für das Publikum gegen einen Obolus wirklich Pizza und Getränke (die freundlicherweise von dem Pizzalieferservice Freddy Fresh Pizza und Heldeshelden und einem Getränkemarkt zur Verfügung gestellt wurden).
Über Spenden und Einnahmen aus dem Pizza- und Getränkeverkauf konnte sich Angela Krumpen für die Weiterführung ihres Projektes sichtlich freuen.
Nicht vergessen, wachsam bleiben. Oder wie Annika Franzke abschließend mit einem Zitat Richard von Weizsäckers zu bedenken gibt: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“.