Bina Mira 2022


Zum 13. Mal fand die Jugend-Theaterbegegnung BINA MIRA 2022 in Višegrad, Bosnien & Herzegowina statt, unterstützt durch die belgische Nationalagentur ERASMUS+ und mit Hilfe des Jugendbüros in Eupen / Belgien.

BINA MIRA, die Bühne des Friedens, steht für Frieden, Freundschaft, Toleranz und Respekt, demokratische Werte und Inklusion.

„Interkulturelle Jugend baut eine Brücke des Friedens“, unter diesem Motto arbeiteten Jugendgruppen von 11 Partnern aus sieben Nationen- Belgien, Bosnien & Herzegowina, Deutschland, Kroatien, Rumänien, Serbien, Slowenien – vom 18.-25.9 2022 gemeinsam in kreativen Workshops und stellten sich gegenseitig ihre Theaterproduktionen vor.

Alle teilnehmenden Gruppen fanden sich je nach Interesse in ihren Workshops. Bei bester Stimmung wurde musiziert, geschichtlich recherchiert, gekleistert und gemalt. Die Filmcrew interviewt, Rollenspiele und Schattenspiele standen täglich 6 Stunden auf dem Übungsprogramm. Insgesamt 80 Teilnehmer sind in Andricgrad, Stadtteil in Višegrad, benannt nach dem Literatur Nobelpreisträger Ivo Andric und Planstadt des Regisseurs Emir Kusturica untergebracht. Eine „Kunststadt“, die mit angenehmer Infrastruktur einige Fragen aufwirft. Es ist erstaunlich und bezaubernd zu beobachten, wie schnell die Jugendlichen internationale Freundschaften schließen und sprachliche Barrieren überwinden. Schnell wird nicht nur zusammen gearbeitet. Man isst, genießt die Freizeit und feiert. Zweimal täglich, vor und nach der Abendmahlzeit präsentierten die Jugendgruppen ihre mitgebrachten Produktionen. Hier sei das Theatersück von unserem neuen Partner aus SID in Serbien hervorzuheben: unter dem Titel „Flüchtlinge“ zeigen die Schauspieler vor der Projektion schrecklicher Bilder und in herzzerreißendem szenischen Spiel schrecklichen Bilder einer Wirklichkeit. Die Szenen berichten vom Los der Flüchtlinge an den EU-Grenzen, berichten über Schicksale, Menschenrecht verletzende „Pushbacks“, schwere Traumatisierungssituationen und harte Lagerrealitäten. Das Ankommen in einem neuen, unbekannten Leben mit den bekannten administrativen Hürden bringt schließlich einen ungewissen Frieden.
Alles läuft auf Hochtouren, die Workshoparbeit erzeugt große Spannung. Die Resultate wurden am Samstag, dem 24.9.22 abends vorgestellt. Alle Workshopgruppen zeigten ihre in der Woche erarbeiteten Produktionen und wir sind unsere eigenen Kritiker: welche Aufgaben haben wir bewältigt, und wo waren wir der Technik unterlegen? Wir begutachten Videos, verfolgen die Ergebnisse von Recherchen, die nun in Wikipedia https://sr-m-wikipedia-org. unter Bina Mira nachzulesen sind. Wer diesen Beitrag aufruft, stellt fest, dass wir uns umorientieren, und uns um zuverlässige Übersetzung bemühen müssen. Welche Übersetzer aus der kyrillischen Sprache geben die Ausarbeitungen authentisch wieder? Wer kann die Übersetzung auf Richtigkeit überprüfen? Wer war dabei? Die Kunstausstellung stellt persönliche Eindrücke rund um die Brücke von Višegrad vor, Schattentheater zeigt die „Suche nach einem Mörder“. Foto- und Filmdokumentation, Musikaufführung und Theateszenen begeistern das Publikum. Der Applaus steht für eine erlebnisreiche Woche. Am Sonntag/Montag heißt es Abschied nehmen. Tränen und Umarmungen werden gemildert mit dem oft gesprochenen Satz: „Bis nächstes Jahr.“ Wie gut, dass das nächste Bina Mira Treffen schon in Planung steht.

Hier ein Auszug aus Berichten von Teilnehmer:innen:

Bina Mira ist ein sehr schönes Projekt welches immer wieder Spaß macht wenn man da ist. Es gibt viele verschiedene Workshopmöglichkeiten und man lernt Leute mit gleichen Interessen kennen. Im Musikworkshop haben wir uns viel mit Singen aber auch mit Instrumenten wie z.B Klavier, Bass usw. beschäftigt. Insgesamt haben wir in dieser Woche 3 Songs in verschiedenen Sprachen gecovert. Es hat sehr viel Spaß gemacht die Sprachen und die Lieder der anderen Länder kennen zu lernen. Alle Leute hier sind sehr offen und man kann hier sehr gute Freunde finden.  Die Kommunikation ist auch kein großes Problem, da fast jeder etwas Englisch kann. Durch Offenheit und die Körpersprache ist es leichter. Es gibt bei Aufführungen Übersetzungen und andere Möglichkeiten, wenn man nicht so gut Englisch spricht. Außerdem habe ich die Menschen mit ihren verschiedenen Talenten und Besonderheiten als Inspiration erfahren: die Tänze sind gemeinsam erlernbar; wir haben uns gegenseitig etwas aus unserer Sprache beigebracht. Lernen ist mühelos und in wunderbarer Atmosphäre. Die Freizeitaktivitäten und Ausflüge sind ebenfalls sehr schön und vielfältig. Bina Mira ist ein Projekt welches von tollen Leuten am Leben gehalten wird! Für mich war das gemeinsame Singen ist neu und auf der Bühne habe ich Selbstbewusstsein gewonnen. In der Gruppe hat mir das geduldige Wiederholen und der motivierende Gruppenleiter gefallen. Es war aufregend und ich habe viele Erfahrungen gesammelt.

Bina Mira hat mir gezeigt wie schön es ist, andere Sitten und Kulturen kennen zu lernen. Ich war sehr zufrieden mit Unterkunft und Verpflegung und habe mich stets wohl gefühlt. In täglich 2×4 Stunden Workshopzeit lernte ich recherchieren. In Zusammenarbeit mit zum Teil dreisprachigen Mitarbeitern: Dejan, Banja Luca, Bosnien, und mit anderen Jugendlichen aus Sid, Serbien, Reghin /Reen, Rumänien und Tuzla, Serbien. Wir trugen Informationen aus dem Internet und aus örtlichen Sehenswürdigkeiten und historischen Klassenzimmern zusammen. Das Thema „Geschichte der Stadt“ beinhaltete das Arbeiten über Ivo Andric, bosnischer Politiker und Autor, Nobelreisträger für Literatur. Die Brücke von Višegrad, ihre Entstehung und die während des Bosnisch-serbischen Krieges begangenen Gräueltaten waren eines seiner Lebensthemen. Das war Geschichte live. Hier am Ort des Geschehens ist es ein anderes Gefühl, wenn alles real vorstellbar ist. Ich verbesserte mein Englisch aufgrund der Kommunikation mit Gleichaltrigen. Die Sprache wurde für mich ein Mittel zu Gleichaltrigen, deren Muttersprache ich nicht kenne. Mich hat beeindruckt, etwas über das Zusammenleben mit anderen Kulturen zu erfahren.

Ich habe in Bina Mira, sehr viel über die Geschichte von Višegrad gelernt und vieles über Theater. Unerwartet für mich kam die Meldung, dass Schattenspiel statt Pantomime im Workshop gespielt wurde. Also keine Körpersprache, sondern Stockpuppenbau. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass unser Lehrer viel mit Körpersprache gearbeitet hat. Nahaufnahmen zeigten unseren Körper in einer für die Geschichte ausdrucksvolle Position. Es ging um einen Detektiv auf der Suche nach einem Mörder. Am Ende starben alle, jeder auf seine Weise, erschlagen, erstochen, gesprengt, erschossen; zum Glück kann man im Spiel das Geschehen auf humorvolle Weise gestalten und ein harmonisches, anstatt ein dramatisches Ende bestimmen: im Endeffekt wurde jeder wiederbelebt. Wie verschieden können doch Kulturen sein. Sei es die Währung, sei es die Hilfsbereitschaft. Bei Fragen erhielt ich freundliche Antworten und Hilfeangebote, selbst in der fremden Sprache. Ich habe vor, eventuell mehr meinen Mitmenschen zu helfen und zu unterstützen und darauf zu achten offener zu sein.

In diesem Jahr bei Bina Mira konnte ich neue und wichtige Erfahrungen für mein Leben sammeln: Offenheit ermöglicht es, viele Menschen kennen zu lernen und Verschiedenes angstfrei auszuprobieren. Das ist möglich, wenn die Fremdsprache kein Hindernis ist, sondern eine kleine Herausforderung, sich mit allen zu verständigen. Dies klappte auf Englisch dennoch ganz gut. Wir konnten als Team zusammenarbeiten und waren gut!
Ich weiß jetzt, wie ich mich trotz verschiedener Sprachen verständigen kann. Außerdem macht mir die Tatsache, dass ich jemanden nicht verstehe oder etwas falsch ausgedrückt habe keine Sorgen mehr. Ich vertraue darauf, dass mein Gegenüber freundlich ist. In dem Workshop Musik waren wir insgesamt 6 Stunden täglich beschäftigt. Wir haben 3 Songs gecovert. Diese haben wir aber nicht nur einfach in Karaoke Version gesungen, sondern wir versuchten, sie durch Instrumente den Gesang zu unterstützen. Unter anderem benutzen wir ein Piano, ein Triangel, Rasseln und Trommeln. Außerdem haben wir ein bisschen Beatboxing gelernt. Für meine Zukunft will ich mitnehmen, weiterhin so gut im Team zu arbeiten und offen mit Leuten zu reden.

Ich fand an Bina Mira viele Dinge toll: man konnte verschiedene Menschen kennenlernen und auch deren Kulturen, Tänze oder Festkleidung der rumänischen Gruppe. Man zeigte uns die Stadt Višegrad und erklärte uns viel über ihren geschichtlichen Hintergrund. Ich finde es schön, dass man sich gemeinsam so für Frieden einsetzt. Außerdem konnte man viel lernen und machen. In meinem Workshop konnte ich viele verschiedene Maltechniken kennenlernen. Das fand ich gut, da ich einige davon noch nicht kannte. Außerdem konnte man die ganze Zeit seine Kreativität ausleben und wurde darin auch bestärkt. Man hat viele Übungen gemacht zum Zeichnen und hatte auch viel Spaß zusammen und konnte sich gut mit anderen Menschen austauschen. Ich finde es zudem gut, dass wir uns in Workshop auf den geschichtlichen Hintergrund der Stadt konzentriert haben und diesen deshalb auch gemalt haben (Brücke). Insgesamt gab es keine Ausgrenzung, obwohl verschiedene Sprachen und Kulturen zusammen waren, sondern gegenseitige Akzeptanz und Hilfe. Beeindruckend für mich war, dass ich Menschen kennen gelernt habe, die trotz eines Schicksalsschlages ihr Leben nicht aufgegeben haben, sondern weiter gemacht haben und sich sogar mit Hilfe von Theaterspiel und Gesang beschäftigt haben, um sich weiter zu entwickeln.

In diesem Projekt „Bina Mira” habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich habe tolle und sympathische Menschen getroffen und sie teilweise auch näher kennengelernt. Ich war ein Teilnehmer in den Workshop „geschichtliche Recherche”. In diesem Workshop habe ich Vieles über die Geschichte von Višegrad gelernt, ebenso wie über Ivo Andri?, einen jugoslawischen Schriftsteller, Diplomat, Politiker und Literatur Nobelpreisträger. Für mich war diese Recherche etwas Besonderes: ich besuchte hier im Ort seinen damaligen Klassenraum und wurde hier an meine Heimat Syrien erinnert. Dort in der Stadt Derik hatte ich die gleichen Möbel und fast die gleiche Anordnung des Klassenraums. Ich war sehr überrascht und berührt und hatte eine Gänsehaut! Es gab sogar einen gusseisernen Ofen, der genauso aussah wie unser Schulofen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Raum nochmal begegnet, in einem anderen Land und in einer anderen Kultur und nach sieben Jahren. Andri? hat insgesamt sieben Bücher geschrieben eins davon handelt von der Brücke, auf der eine Schlacht zwischen Serbien und Bosnien im Jahr 1992 stattgefunden hat. Außerdem habe ich gelernt, wie man am besten recherchieren kann. Uns wurde empfohlen, die Informationen aus verschiedenen Sprachen zu vergleichen. Denn es gibt manchmal mehr Infos in Englisch als zum Beispiel in Deutsch.
Wir haben auch selber einen Fragebogen über Bina Mira 2022 erstellt. Dies waren Fragen über unsere Workshops und über Višegrad. Wir führten dann Interviews mit den anderen Bina Mira Teilnehmer:innen durch. Das Ergebnis war sehr informativ und positiv. Jeder war mit der Begegnung „Bina Mira 2022“ zufrieden. Zuletzt ist in dieser Woche ist mein Englisch besser geworden, denn dies war die einzige Sprache für die Kommunikation mit den anderen Menschen. Ich konnte zwar auch Körpersprache nutzen. Aber hier war das Sprechen notwendig und ich habe ehrlich gesagt noch nie so viel in dieser Sprache geredet wie hier. Hier war es notwendig, wenn ich die anderen jungen Leute kennenlernen wollte. Gute Idee, eine Weltsprache, denn die Übersetzungsapps sind noch ziemlich umständlich. Ich werde natürlich alle meine guten Erfahrungen mitnehmen und weiterleiten. Ich habe viel zu erzählen. Meine Freunde, meine Familie usw. sollen wissen, wie schön es war und wie toll und hilfsbereit die Leute in Višegrad sind, obwohl dort mehr als sieben verschiedene Kulturen gelebt haben, bzw. leben. Ich bin sehr beeindruckt non der freundlichen und zugewandten Zusammenarbeit und nehme mir vor, das beizubehalten mit meinen Schulkameraden bzw. mit den Leuten, mit den ich in einer Gruppe arbeiten werde. Andere Meinungen anhören und respektieren ist wichtig, Ein Thema hat immer viele Seiten.
Es gibt noch immer Beispiele für aggressives Verhalten, zum Beispiel habe ich eine kritische Reaktion auf einen muslimischen Gruß beobachtet. Auch habe ich gehört, dass der muslimischer Gebetsruf stört, und nicht zugelassen wird. Es gibt noch so viel zu tun! Orthodoxe und Muslime können friedlich zusammenleben. Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen, um Meinungsfreiheit zu erwirken. Menschen brauchen Freiheiten, um friedlich zusammen zu leben.

Diese Zitate wurden in Workshops und Theaterstücken verwendet:
« Il dépend de celui qui passe – Que je sois tombe ou trésor – Que je parle ou me taise – Ceci ne tient qu’à toi – Ami n’entre pas sans désir. » Paul Valéry
It depends on who passes – Whether I am grave or treasure – Whether I speak or remain silent – This is up to you – Friend does not enter without desire.
Es hängt davon ab, wer vorbeikommt – Ob ich Grab oder Schatztruhe bin – Ob ich spreche oder schweige – Das liegt an dir – Freund tritt nicht ein ohne Neugierde und Offenheit.
Zavisi ko pro?e -Da li sam grob ili blago – Ho?u li govoriti ili ?utati – to je na tebi – Prijatelj ne dolazi bez želje.
Depinde cine trece – Fie c? sunt mormânt sau comoar? – Fie c? vorbesc sau r?mân t?cut – Asta depinde de tine – Prietenul nu intr? f?r? dorin??.
Ambroise Paul Toussaint Jules Valéry war Lyriker, Philosoph und Essayist, er lebte von 1871 bis 1945, war verheiratet mit Jeannie Gobillard und beeinflusst u.a. von Stéphane Mallarmé, Edgar Allan Poe und Johann Wolfgang von Goethe.
„Great is the guilt of an unnecessary war” John Adams
John Adams war einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und von 1789 bis 1797 der erste Vizepräsident sowie nach George Washington von 1797 bis 1801 der zweite Präsident der Vereinigten Staaten. Adams entstammte einem puritanischen Elternhaus und erlernte nach einem Studium am Harvard College den Anwaltsberuf.