Premiere im Fördermaschinenhaus


Starke Aufführung des Filmprojekts „Misafir çalisir Mi?“ in Alsdorf

Es war ein Herzensprojekt und ist nun endlich umgesetzt: „Misafir Çalisir Mi?“ – „Lässt man einen Gast arbeiten?“, heißt der mit Schülerinnen und Schülern aus Alsdorf umgesetzte Film, der jetzt im Fördermaschinenhaus im Energeticon Premiere feierte.

Auf der Couch: Nach der Premiere erinnerte sich das Filmteam auf der Bühne gemeinsam an die Dreharbeiten. Foto: apa

Ein großer Bahnhof sollte diesem Film bereitet werden – und ein richtig großer Bahnhof wurde es auch. Vor gut 250 Zuschauerinnen und Zuschauern hat jetzt der Film „Misafir Çalisir Mi?“ („Lässt man einen Gast arbeiten?“) im Fördermaschinenhaus im Energeticon eine umjubelte Premiere gefeiert.

Schülerinnen und Schüler einer Projektgruppe der Gustav-Heinemann-Gesamtschule hatten den gut 20-minütigen Film realisiert. Und Bürgermeister Alfred Sonders war gleich klar, „dass dieser tolle Film einfach eine ganz besondere Premiere verdient“, wie er in seiner Begrüßung unterstrich.

Am Ball bleiben: Der Integrationsratsvorsitzende Mevlüt Zorlu betonte, dass die Integration eine fortwährende Aufgabe ist. Foto: apa

Theaterpädagoge Baris Öztürk und Filmemacher Cem Sarac hatten den Film mit der Schülergruppe realisiert. Er erzählt die Geschichte von Azmi Öztürk, der 1961 aus einem türkischen Dorf in der Provinz Ordu an der Schwarzmeerküste nach Alsdorf kam, um in der Grube Anna zu arbeiten. Dabei wechselt der Film zwischen in Schwarz-Weiß gedrehten Spielszenen und Interviewteilen mit Azmi Oztürk, der nur wenige Wochen nach dem Dreh verstarb.

An seinen Vater erinnerte Baris Öztürk als Moderator der Premiere mit emotionalen Worten. Überhaupt spürte man beim Betrachten des Films, dass er ein Herzensprojekt war, in das die Projektgruppe viel Freizeit investiert hat. Während der Sommerferien war die Crew in die Türkei gereist, um an Originalschauplätzen zu drehen. Unter anderem an einem Istanbuler Bahnhof, an dem für viele Gastarbeiter der ersten Generation die Reise nach Deutschland begann.

Als Schulleiter hätte ich eine solche Reise während der Schulzeit – und dann auch noch zu Corona-Zeiten – ja niemals genehmigen können“, erinnerte sich Gesamtschulleiter Ralf Bauckhage an den Start des ambitionierten Projektes. „Doch alle haben gleich gesagt, dass sie privat während der Sommerferien in die Türkei fliegen wollen.

Kulturelles Miteinander fördern

So war es möglich – und nicht nur dem Schulleiter war anzumerken, wie stolz er auf das Ergebnis ist. „Ihr zeigt uns, wie in den 1960er Jahren die große Migrationswelle begonnen hat und wie wichtig es bis heute ist, das kulturelle Miteinander zu fördern“, sagte Mevlüt Zorlu als Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Alsdorf, der die Premiere unterstützte.

Bereits mehrfach prämiert

Auch der Pro-Energeticon-Verein und der Verein Grube Anna Bergbauinformationszentrum waren mit im Boot, um diese besondere Premiere zu realisieren. Es könnte nicht die letzte Präsentation gewesen sein, die der bereits mehrfach prämierte Film – unter anderem mit einem Förderpreis für kulturelle Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen – erfahren hat. „Dieser Film muss einfach immer wieder öffentlich gezeigt werden!“ – diese Einschätzung von Alfred Sonders teilten wohl alle Gäste, die die Premiere mit lang anhaltendem Applaus krönten.

Entnommen aus Aachener Zeitung vom 10.03.2023.