Vielfalt gegen Diskriminierung


Projekttag „Vielfalt gemeinsam leben – Aktiv gegen Diskriminierung“

Seit vielen Jahren finden an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule Alsdorf wiederkehrende Projekte gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung statt. Außerdem ist zum Beispiel der Zeitzeuge Jack Aldewerelt regelmäßig zu Besuch an der GHG. In diesem Jahr fanden die Projekte nun erstmals gebündelt in einer Woche statt, deren Höhepunkt der Projekttag „Vielfalt gemeinsam leben – Aktiv gegen Diskriminierung“ bildete.

Alle Klassen aller Jahrgänge inklusive der Oberstufe beschäftigten sich an diesem Tag intensiv mit verschiedenen Themen wie unterschiedlichen Formen der Diskriminierung, Kinder- und Menschenrechten sowie verschiedenen Formen und Aspekten eines gemeinschaftlichen Lebens und Handels in unserer Demokratie.
Gemeinsam wurden vorab Themenschwerpunkte festgelegt, die dann in den Klassen ganz individuell bearbeitet wurden. So entstanden auch unterschiedlichste Projektergebnisse, mit denen teilweise im laufenden Schuljahr noch weitergearbeitet wird. In der 5. Klasse zum Beispiel stand das Thema „Kinderrechte“ besonders im Fokus.Die Kinder bringen bei diesem Thema schon einiges an Wissen aus den Grundschulen mit. Trotzdem sind sie engagiert, auch noch Neues zum Thema zu erfahren.“, äußerte sich Klassenlehrerin Andrea Danner-Sonn. Der 6. Jahrgang beschäftige sich mit Rassismus. So fertigte die 6d ein Wandbild an mit dem Motto „Wir lachen alle in derselben Sprache“, das mit vielen bunten Händen gestaltet wurde. „Wenn du Rassismus mitbekommst, dann helfen wir einander, weil wir gelernt haben, wie traurig Rassismus die Opfer machen kann.“, meinte ein Schüler im Anschluss an das Projekt. Einen eher literarischen Zugang fand die Klasse 6e zum gleichen Thema. Gemeinsam erarbeiteten die Schüler:innen Papierfiguren, die sich um einen Globus vereinen und alle auf ihre Art besonders sind. Im weiteren Verlauf wurden sie mit einer aus dem Jahr 1719 stammenden Ausgabe von „Robinson Crusoe“ konfrontiert, welche durch die stark rassistisch geprägte Sprache heftig von der Klasse kritisiert wurde. Dabei bezogen sie sich auf Textstellen, die sie besonders empörten. Die Klassenlehrer:innen Frau Odenbreit, Frau Franken und Herr Wolf resümierten gemeinsam: „Die Klasse zeigte sich sehr offen und respektvoll bei der Diskussion um Rassismus. Sie arbeitete mit Freude an ihrem Projekt, um deutlich zu zeigen, dass sie als Klasse gemeinsam gegen Rassismus sind.

Die 6a und die 6f wiederum entdeckten Formen des Alltagsrassismus mithilfe von Positionierungsübungen und sogenannten „Barometern“. Außerdem ermöglichte der Kurzfilm „Giraffen im Regen“ einen filmischen Zugang zu Oberthemen wie Asyl, Exil und das Leben in der Fremde. „Dieser Animationsfilm eignet sich einfach besonders gut, um solche Themen, die Kinder und Jugendliche erst einmal verarbeiten müssen, auf spielerische Art und Weise aufzugreifen und ins Gespräch zu kommen.“, berichtete die Klassenlehrerin Lenka Novotny begeistert. Ähnlich zu den Positionierungsübungen in Jahrgang 6 verliefen auch einige Projekte in der Oberstufe. Der Fokus dabei lag darauf, was Demokratie ist und welche Mitbestimmungsrechte Menschen innerhalb einer Demokratie haben. Dabei gingen die Schüler:innen auf eine „Ballonfahrt“ und mussten nach und nach 7 von 10 Mitbestimmungsrechten symbolisch „über Bord werfen“. „Wir kamen gemeinsam zu einem ganz spannenden Ergebnis.“, fasste der Referendar Simon Hinz zusammen. So fielen die Ergebnisse, welche Rechte abgeworfen werden sollten, in der Einzelarbeit völlig anders aus als später innerhalb von Gruppendiskussionen und -entscheidungen, welche mithilfe von Kompromissen getroffen werden mussten. Darauf aufbauend kamen die Schüler:innen ins Gespräch, was demokratiestärkend sein kann, was auch jeder Einzelne für das Gelingen einer Demokratie tun kann oder muss, aber auch, was Gefahren für die Demokratie sind und was eine Gesellschaft bedrohen kann.
In Jahrgang 7 beschäftigten sich die Klassen damit, welche Auswirkungen Formen des Rassismus auf die Menschen und unsere Gesellschaft haben können. Hierzu lud die Klasse 7e einen Schüler der Oberstufe, Glodie Mbunga, zum Gespräch ein. Er erzählte von eigenen Erfahrungen des Alltagsrassismus und seinem Umgang damit. Die Schüler:innen waren vor allem davon beeindruckt, dass Glodie trotz seiner schlimmen Erlebnisse ein so offener und herzlicher Mensch ist, der so frei von seinem Leben erzählen kann. „Humor und ein Lächeln sind das beste Mittel dagegen.“, erklärte er. „So entwaffnet man Personen, die rassistische Aussagen treffen, am schnellsten.“

Der 8. Jahrgang konzentrierte sich auf ein Projekt zur freien Meinungsäußerung und Demokratie. Dabei entwickelten zum Beispiel die Schüler:innen der Klasse 8c im wahrsten Sinne des Wortes Puzzleteile zu Ideen, wie sie sich demokratisch engagieren möchten und was ihnen bezüglich freier Meinungsäußerung als besonders wichtig erscheint. Die 8d hingegen visualisierte die Säulen der Demokratie in verschiedenen Schaubildern, welche auch verdeutlichten, wie wichtig Gewaltenteilung, Wahlen oder freie Meinungsäußerung, aber auch unsere Grundrechte und Menschenrechte für die Demokratie sind. Die 8a wagte sich an ein ganz besonderes Spiel: Chronokinesien – Next Level Democracy. Bei diesem Escape-Spiel ging es um Demokratie, Vielfalt, Rassismus und Engagement. In verschiedenen Gruppen erarbeiteten die Schüler:innen der 8a Aufgabe um Aufgabe. Thematisch beschäftigten sie sich dabei mit Klima und Umwelt, Armut, Krieg und Gewalt, Religion und sexueller sowie kultureller Diskriminierung.
Der Fokus in Jahrgang 9 war insbesondere auf das Thema „Antisemitismus“ gerichtet. So erstellte die Klasse 9e zum Beispiel ein Schild für die Schule, nachdem sie sich intensiv mit der Geschichte des Judentums und der Verfolgung im Nationalsozialismus auseinandersetzten. Auch einige Klassen des 10. Jahrgangs intensivierten ihr Wissen zu diesem Thema. Die Klassen 10b und 10c recherchierten zum Beispiel intensiv lokale jüdische Geschichte in Alsdorf – insbesondere bezogen auf die Schicksale hinter den Stolpersteinen in der Stadt. Sie arbeiteten diese Schicksale auf, um aus ihren Erkenntnissen eine sogenannte „Graphic Story“ zu erstellen. Diese soll bald als Teil des WDR-Projektes der Stolperstein-App zu den einzelnen Steinen hochgeladen werden, um die Personen der Namen auf den Steinen wieder mit ihrer Lebensgeschichte zu verbinden. Besonders persönlich wurde es für einige Schüler:innen der 10er Klassen, als der Zeitzeuge Jack Aldewerelt zu Besuch kam und seine Lebensgeschichte, insbesondere über die Tragödie um seine Familie berichtete, welche er nahezu völlig durch die Verfolgung der Nazis verloren hatte. Wie immer mit dabei hatte er viel Material, welches die Schüler:innen ansehen und Fragen dazu stellen durften. Auch die einzigen Gegenstände, die er noch von seiner Familie besaß – ein paar Küchenutensilien – brachte er mit. „Seine Schilderungen waren sehr eindrücklich. Dass die Jugendlichen auch wirklich jede Frage stellen durften, vor allem zu seiner Einschätzung zu aktuellen Themen, hat seinen Vortrag und das Gespräch so unglaublich wertvoll gemacht. Manche wollten ihn am Ende gar nicht mehr gehen lassen.“, zog die Klassenlehrerin Jennifer Esser ihr Fazit zum Zeitzeugengespräch.
So wie die Gustav-Heinemann-Gesamtschule von der Vielfalt lebt, waren auch die Projekte und ihre Ergebnisse bunt und vielfältig. Einige Klassen vereinbarten gar Ziele oder weitere Aufgaben für das weitere Schuljahr. Doch allein, um gemeinsam intensiv zu diesen Themen ins Gespräch zu kommen, war der Projekttag gewinnbringend für die GHG – als Zeichen gegen jede Art der Diskriminierung und Ausgrenzung und für die Demokratie.